Musizieren versus Musikproduktion

Zwischen Musikern und Produzenten gibt es eine grundsätzliche Uneinigkeit in der Frage:

Braucht man heutzutage eigentlich überhaupt noch Musikinstrumente?

Das macht doch Software eigentlich alles viel besser. Und vor allem klingt Software inzwischen auch viel besser. Also wozu noch teure Instrumente kaufen? Da muss man wohl ein ziemlicher Depp sein.

Es ist eine Art "ewiger Streit", der niemals aufgelöst werden kann und zwar deshalb nicht, weil beide Seiten nicht schnallen, dass sie etwas vollkommen Verschiedenes tun.

Irgendwie kommt bei beiden Musik heraus und dennoch tun sie etwas vollkommen anderes. Ich möchte deshalb im Folgenden die Unterschiede zwischen Musikproduktion und Musizieren herausarbeiten:

Das wesentliche Kennzeichen von Musikproduktion ist:

Die Musik läuft automatisch ab. Sie kommt vom Band, von der Festplatte oder einem Sequenzer. Das Erschaffen der Musik erfolgt weitgehend "offline", losgelöst vom eigentlichen Erklingen der Musik. Selbst wenn Musiker oder Sänger involviert sind, hat das, was später automatisch abläuft, nur noch wenig zu tun mit dem, was musiziert wurde.

Musikproduktion ist immer verbunden mit dem Konsum von Musik (Musik hören). Musikproduktion ist immer auf Musikkonsum ausgerichtet. Ohne das macht sie keinen Sinn.

Das wesentliche Kennzeichen des Musizierens ist:

Das Erzeugen der Musik und das Erklingen der Musik sind eins. Jeder Schlag des Rhythmus und jeder Ton oder Akkord werden unmittelbar von Hand, Fuß oder Stimme eines Menschen hervorgebracht.

Warum ist dieser Unterschied wesentlich?

Weil das Musizieren zum Wertvollsten gehört, das der Menschheit je gegeben wurde.

Und aktuell sind wir aber dabei, jenes Wertvolle zu verlieren. Die Gründe liegen in einer Reihe von Irrtümern im Denken und Weltbild des Menschen.

nächstes Kapitel: Musikproduktion statt Musik selber machen