Das Ende des Musizierens

Bei Musikproduktion geht es vor allem um Perfektion. Die Musik wird am Computer perfekt zurechtgefeilt.

Natürliches Musizieren dagegen ist immer irgendwie unperfekt. Es passieren Fehler, jemand verspielt sich. Selbst wenn es direkt aufgenommen wird, klingt es bei weitem nicht so, wie eine Studioproduktion. Schon bei den Profis und Stars tut es das nicht - bei Amateuren ist der Unterschied geradezu katastrophal.

Gegen produzierte Musik klingt musizierte Musik immer unperfekt, Fehler-behaftet und insgesamt viel schlechter.

Musikproduktion schafft ein falsches Ideal, mit dem das natürliche Musizieren nicht mithalten kann.

Es wird durch die produzierte Musik aus dem Radio und anderen Medien eine Vorstellung von Musik verbreitet, die musizierte Musik nicht erfüllen kann.

Warum sollte man noch musizieren, wenn man an Musikproduktionen sowieso nicht herankommt?

Falsch ist das Ideal deswegen, weil diese klangliche Perfektion nicht das ist, worum es beim Musizieren geht. Es geht um die Freude am Spielen und erst ganz viel später darum, wie es klingt.

Außerdem schafft Musikproduktion teilweise klangliche Figuren, die im direkten Musizieren überhaupt nicht erzeugt werden können. Wer es nachspielen wollte, könnte vieles gar nicht nachspielen. Vieles aus Musikproduktionen ist überhaupt nur mit Software machbar und damit live so nicht reproduzierbar.

Aber selbst wenn Musikproduktion das Musizieren auslöscht: Was soll daran verkehrt sein? Das ist eben einfach der Fortschritt: Früher haben Menschen musiziert, heute tun es die Maschinen. So ist der Lauf der Zeit. Oder vielleicht doch nicht?

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